Lehr- und Forschungsprojekte

Forschungsschwerpunkte

1. Förderung der professionellen Wahrnehmung

Beim Transfer von professioneller Kompetenz in Performanz spielen die situationsbezogenen und handlungsnahen Fähigkeiten der Wahrnehmung, Interpretation und Entscheidungsfindung eine besondere Rolle (Blömeke, Gustafsson & Shavelson, 2015). Durch die zunehmend inklusive Beschulung sind Kompetenzen wie das Wahrnehmen und Interpretieren des Lernstands und der Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler für die Gestaltung lernwirksamer Unterrichtssituationen von großer Bedeutung. Die Arbeit mit Fällen bietet die Möglichkeit, ohne Handlungsdruck diese berufsspezifischen Kompetenzen zu erwerben und professionelles Handeln videogestützt einzuüben (Digel, Goeze & Schrader, 2012). Allerdings ist die empirische Befundlage zum Lernen mit Unterrichtsvideos uneinheitlich (Gaudin & Charliés, 2015).

Literatur

  1. Blömeke, S., Gustafsson, J.-E. & Shavelson, R. J. (2015). Beyond Dichotomies: Competence Viewed as a Continuum. Zeitschrift für Psychologie, 223(1), 3–13.
  2. Digel, S., Goeze, A. & Schrader, J. (2012). Aus Videofällen lernen. Einführung in die Praxis für Lehrkräfte, Trainer und Berater. Bielefeld: Bertelsmann Verlag.
  3. Gaudin, C. & Charliés, S. (2015). Video viewing in teacher education and professional development: A literature review. Educational Research Review, 16, 41-67.
     

Im Rahmen des vom Bundesministerium geförderten Verbundprojekts „Lehren in M-V“ und dem Fonds des Prorektors für Studium und Lehre der Universität Rostock werden folgende Forschungsvorhaben umgesetzt:

Forschen und Lernen an authentischen Fällen in der inklusiven Unterrichtspraxis (FLaFiUs)

Forschen und Lernen an authentischen Fällen in der inklusiven Unterrichtspraxis (FLaFiUs)

Forschergruppe: Ulrike Bruhn, Prof.in Dr.in Tanja Jungmann & Prof. Dr. Christoph Perleth

Projektdauer: 01.01.2016 – 30.06.2019

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, zu untersuchen, inwieweit mit (Video-)Fallarbeit die professionelle Wahrnehmung bei Lehramtsstudierenden gefördert werden kann. Es wird davon ausgegangen, dass durch (Video-)Fallarbeit wissenschaftliches Wissen mit praktischem Können verknüpft wird. Dabei soll das implizite Wissen theoretisch reflektiert werden und ein distanzierterer mehrperspektivischer Blick durch situations- und fallbezogene Erfahrungen in der inklusiven Schulpraxis herausgebildet werden. Es soll u. a. folgende Frage geklärt werden: Unterscheiden sich Kohorten von Lehramtsstudierenden, die eine videobasierte Beobachtung durchgeführt haben, von Kohorten mit teilnehmender Beobachtung im Hinblick auf Wahrnehmungskompetenz und wenn ja, in welchen Teilkompetenzen?

Fallbasiertes Videocoaching zur eigenen Unterrichtspraxis (FocUS)

Fallbasiertes Videocoaching zur eigenen Unterrichtspraxis (FocUS)

Forschergruppe: Ulrike Bruhn

Projektdauer: 01.01.2016 – 30.06.2019

Mit FocUs bieten wir Studierenden, Referendar*innen und Lehrkräften die Möglichkeit mittels Videografie die individuellen Fähigkeiten, soziale, motivationale und emotionale Aspekte des Lernens sowie die Lernprozesse aller Schüler*innen im Blick zu haben. Durch fallbasiertes Videocoaching möchten wir Ihren „diagnostischen Blick“ auf das Lernverhalten aller Schüler*innen im Unterricht schärfen. FocUS bietet Ihnen die Möglichkeit, Ihre Aufmerksamkeit bewusst auf die Lernprozesse der Kinder und Jugendliche zu richten und so eine optimale Unterstützung und Förderung für alle Kinder und Jugendliche zu ermöglichen.

Videofalldatenbank für inklusiven reflexiven Unterricht in der Schule (VirUS)

Videofalldatenbank für inklusiven reflexiven Unterricht in der Schule (VirUS)

Forschergruppe: Ulrike Bruhn, Prof. Dr. Tanja Jungmann & Prof. Dr. Christoph Perleth

Projektdauer: 01.01.2016 – 30.06.2019

Ziel des Projektvorhabens ist es, sukzessive auf dem Lernmanagementsystem ILIAS eine passwortgeschützte video- und textbasierte Falldatenbank zu erstellen. Es sollen Selbstlernmodule entwickelt werden, die Fallbeschreibungen und didaktische Begleitmaterialien wie z. B. Infoboxen zu verschiedenen Behinderungen, chronischen Erkrankungen und Förderschwerpunkten, theoretischen Hintergrund und Transkripte umfassen. Die zusätzlichen Videos ermöglichen zum einen Verhaltensbeobachtungen von einzelnen Schüler*innen und Schülern durchzuführen, um die diagnostische Kompetenzen und die professionelle Wahrnehmung weiterzuentwickeln. Zum anderen können Unterrichtssituationen z. B. im Hinblick auf Klassenführung, Umgang mit Unterrichtsstörungen und soziale Interaktionsprozesse analysiert werden. Die Lehrenden sollen die Videofalldatenbank im Rahmen ihrer Lehrveranstaltungen in den Bildungswissenschaften und Fachdidaktiken und die Studierenden zum Selbstlernstudium nutzen können.

2. Einstellung zum inklusiven Unterricht

Einstellungen von zukünftigen Lehrern und Lehrerinnen zu Inklusion stellen einen wesentlichen Gelingensfaktor für inklusiven Unterricht dar. Berufsfeldspezifische Beliefs (Einstellungen/Überzeugungen/Haltungen) bilden sich insbesondere in Ausbildungszeiten aus und sind somit in dieser Lebensphase gut beinflussbar (Kuhl et al., 2013). Als ein entscheidender Faktor für die Einstellungsbildung gegenüber Menschen mit Behinderungen wird der Kontakt mit dieser Personengruppe diskutiert. Die Kontakthypothese besagt, dass Personen, die über Kontakt mit Menschen mit Behinderungen verfügen, auch günstigere Einstellungen diesen gegenüber aufweisen (Cloerkes, 2007). Gleichzeitig werden Einstellungen von der Art und der Häufigkeit von Kontakten beeinflusst. Die große Rolle positiven Kontaktes wird auch durch die Forschungen zur Selbstwirksamkeitserfahrung bestätigt: Positive Erfahrungen verstärken die Selbstwirksamkeit, was sich wiederum positiv auf die Einstellungen (Malinen et al., 2012) und somit auf inklusiven Unterricht auswirken kann.

Literatur

  1. Cloerkes, Günther; Felkendorff, Kai; Markowetz, Reinhard (2007): Soziologie der Behinderten. Eine Einführung. 3., neu bearb. und erw. Aufl. Heidelberg: Univ.-Verl. Winter (Edition S).
  2. Kuhl, Jan; Moser, Vera; Schäfer, Lea; Redlich, Hubertus (2013): Zur empirischen Erfassung von Beliefs von Förderschullehrerinnen und -lehrern. In: Empirische Sonderpädagogik 1, S. 3–24.
  3. Malinen, O.-P., Savolainen, H. & Xu, J. (2012). Beijing in-service teacher’s self-efficacyand attitudes towards inclusive education.Teaching and Teacher Education, 28, 526–534.
     

Im Rahmen des vom Bundesministerium geförderten Verbundprojekts „LEHREN in M-V“ werden folgende Forschungsvorhaben umgesetzt:

Einstellung zum inklusiven Unterricht und Menschen mit Behinderungen durch direkten Kontakt

Einstellung zum inklusiven Unterricht und Menschen mit Behinderungen durch direkten Kontakt

Forschergruppe: Deike Ludwig & Katja Koch

Projektdauer: 01.01.2016 – 30.06.2019

In einem innovativen Lehr-Format soll untersucht werden, ob ein direkter Kontakt zu Menschen mit Behinderungen in Lehrveranstaltungen dazu beiträgt, dass Studierende lernen, ihre Einstellungen zu Menschen mit Behinderung und inklusivem Unterricht reflektieren. Sie sollen dadurch eine positivere Einstellung zur Personengruppe und inklusiver Beschulung entwickeln.

Lehrveranstaltung “Heterogenität und Inklusion im Sport”

Lehrveranstaltung “Heterogenität und Inklusion im Sport”

Forschergruppe: Anne Bader & Prof. Dr. Sven Bruhn

Projektdauer: 01.01.2016 – 30.06.2019

Vielfalt im Sportunterricht ist keinesfalls neu. Im Zusammenhang mit der Inklusionsdebatte kommt eine weitere Heterogenitätsdimension hinzu, mit der Sportlehrerinnen und Sportlehrer in ihrem Unterricht umgehen müssen (Tiemann, 2012). Die Lehrveranstaltung „Heterogenität und Inklusion im Sport“ sensibilisiert Studierende des Lehramts für diese Themen und bietet bereits im Studium Möglichkeiten der Auseinandersetzung in Theorie und Praxis. In der Veranstaltung wird neben dem Aspekt der Lehre die Einstellung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Inklusion untersucht.

Literatur

  1. Tiemann, H. (2012): Vielfalt im Sportunterricht – Herausforderung und Bereicherung. Sportunterricht, 61 (6), 168-172.

3. Fachdidaktische (inklusive) Unterrichtsforschung

Im Rahmen des vom Bundesministerium geförderten Verbundprojekts „LEHREN in M-V“ werden folgende Forschungsvorhaben umgesetzt:

Nachteilsausgleich im inklusiven Sportunterricht

Nachteilsausgleich im inklusiven Sportunterricht

Forschergruppe: Anne Bader & Prof. Dr. Sven Bruhn

Projektdauer: 01.01.2016 – 30.06.2019

Die Fragestellungen und Themenbereiche im Zusammenhang mit Inklusion sind vielfältig. Unter dem Gesichtspunkt der körperlichen Beanspruchung, die einen wesentlichen Teil des Sportunterrichts ausmacht, stellt sich die Herausforderung, bestehenden Unterschieden zwischen den Schülerinnen und Schülern gerecht zu werden. Es soll am Beispiel körperlicher Behinderungen untersucht werden, inwieweit Nachteilsausgleiche gelingen können und welche Ableitungen sich für die Belastungsgestaltung im Schulsport daraus ergeben.

Literarisches Lernen in inklusiven Lerngruppen anhand von Text-Bild-Verbünden

Literarisches Lernen in inklusiven Lerngruppen anhand von Text-Bild-Verbünden

Forschergruppe: Stefanie Granzow & Prof. Dr. Tilman von Brand

Projektdauer: 01.01.2016 – 30.06.2019

Für einen inklusiven Literaturunterricht werden derzeit vereinfachte Fassungen literarischer Texte und Elementarisierungsansätze diskutiert. Der literarische Gegenstand wird zunehmend neu beleuchtet. Die Forschungsgruppe untersucht, inwiefern ein spezielles Medium, sogenannte Text-Bild-Verbünde (Bilderbücher, Comics, Graphic Novels), für inklusive Lerngruppen geeignet sind. Mit Hilfe einer qualitativen Untersuchung  wird dieser Frage in konkreten Klassen von Mecklenburger Schulen nachgegangen.

4. Beratung

Einfluss der audio- und videogestützten Fachberatung auf die Lehrersprache von Lehramtsanwärtern im Förderschwerpunkt Sprache

Einfluss der audio- und videogestützten Fachberatung auf die Lehrersprache von Lehramtsanwärtern im Förderschwerpunkt Sprache

 
Forschergruppe:
Michaela Kurtz & Prof. Dr. Tanja Jungmann

Projektdauer: 01.01.2016 – 30.06.2019

Der gezielte Einsatz der Lehrersprache wird als kommunikationsfördernde und präventive Methode beschrieben, die „allen Schülern die Aufnahme und Verarbeitung sprachlich vermittelter Inhalte“ ermöglicht (Reber & Schönauer-Schneider, 2014, S. 119). Im sprachheilpädagogischen Unterricht ist der Einsatz von Modellierungs- sowie Impuls- und Fragetechniken zwar selbstverständlich, jedoch wenig untersucht. Daher bleibt auch fraglich, wie die Vermittlung dieser Techniken in den schulpraktischen Übungen verbessert werden kann.

Im Rahmen des vorliegenden Forschungsvorhabens werden die Unterrichtsversuche von Studierenden des Lehramtes Sonderpädagogik, Förderschwerpunkt Sprache zu drei bzw. vier Messzeitpunkten in den Settings Sprachheilschule und inklusive Grundschule audio- oder videografiert. Die Unterrichtsqualität wird mit den Selbst- und Fremdwahrnehmungsbögen nach Helmke (2014) erfasst. Die Merkmale der Lehrersprache werden kategorial erhoben. Zwischen den Messzeitpunkten finden jeweils audio- bzw. videogestützte Fallberatungen statt, die zu einer Verbesserung der Qualität sprachfördernden Unterrichts führen sollen. Zentrale Fragestellung ist es, inwiefern der Einsatz der Lehrersprache im Unterricht im Entwicklungsverlauf zunimmt und die Intervention dies beeinflusst.

Literatur:

  1. Helmke, A. (2014). Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität. Diagnose, Evaluation und Verbesserung des Unterrichts. Seelze-Velber: Klett; Kallmayer.
  2. Reber, K., Schönauer-Schneider, W. (2014). Bausteine sprachheilpädagogischen Unterrichts. München/ Basel: Ernst Reinhardt.
„Das Verbundprojekt LEHREN in M-V – LEHRer*innenbildung reformierEN in M-V wird im Rahmen der gemeinsamen „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.“

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BMBF-Projekt „LEHREN in M-V“
Qualitätsoffensive Lehrerbildung

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Institut für Pädagogische Psychologie „Rosa und David Katz“
Prof. Dr. Christoph Perleth
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Ansprechpartnerin: Eileen Hage

E-Mail: infolabuni-rostockde