Ins Blickfeld der Literaturkritik ist Ludwig Fels (*1946) erst kürzlich geraten, als er seinen postkolonialen Roman Die Hugenottenwerft (2015) präsentierte – einer der ersten deutschsprachigen Romane, der den Völkermord an den Hereros thematisiert. Im gleichen Jahr erschien in der Reihe Edition moderne fränkische Klassiker bei ars vivendi sein Debütroman Ein Unding der Liebe (Erstausgabe 1981 bei Luchterhand). In beiden Romanen werden Underdogs in einem gewalttätigen Umfeld fokussiert, in beiden Romanen gerät dabei die Sympathiesteuerung des Erzählers zur Zumutung für den Leser. Er muss sich in einen erniedrigten Außenseiter in einer unwirtlichen Welt hineinversetzen, dessen gewalttätige Ausbrüche und sexualisierte Kompensationen er schließlich – folgt er dem Erzählsog – geradezu mitverantwortet. Der Vortrag analysiert diese Erzählweise am Beispiel des ‚Arbeiterromans‘ Ein Unding der Liebe und bietet einen kleinen Ausblick auf die postkoloniale Hugenottenwerft. Am Ende stellt sich die bange Frage, ob man – als Literatur- und Kulturwissenschaftler – wirklich Geschmacklosigkeiten lesen muss, weil sie sozialkritisch sind.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.